Zu Brecht nach Buckow

Unsere 1-Tagestour beginnt an diesem sonnigen Himmelfahrtstag an der S-Bahn Station Strausberg. Die kleine nordöstliche gelegene Stadt gehört noch zum Ballungsraum Berlin und ist 20 minütig mit der S-Bahn zu erreichen.  In der Bahn treffen wir bereits auf die ersten Ausflügler, denn um 9:30 Uhr beginnt der Ausflugstag bereits relativ spät.  Unser Ziel ist der Naturpark Märkische Schweiz und der wunderschöne Kneipp-Kurort Buckow. Wie der Name "Schweiz" bereits vermuten lässt, erwartet uns im Gegensatz zum sonst eher flachen Brandenburg, ein kleines "Buckelgebirge". Wir haben als Sehenswürdigkeiten die Feldsteinpyramide in Garzau und das Brecht-Weigel-Haus in Buckow auf dem Programm.

Hinter Rehfelde erreichen wir auf dem Europäische Radwanderweg R 1 das hübsche Dorf Garzau. Sofort sticht uns die jüngst restaurierte Feldsteinkirche in der Dorf-Mitte ins Auge. Ach ja, "uns" das ist übrigens meine Person und meine ganz liebe Kollegin Julia, die ihr neues Rad von der Fahrradmanufaktur Probefahren wollte. :) Etwas versteckt in einem ursprünglich als Landschaftspark angelegten Waldstück, finden wir direkt über einem Weinberg, eine denkmalgeschützte Feldsteinpyramide.  Diese hat ihre neue Pracht nach Jahren des Verfalls einem Förderverein zu verdanken. Erbaut wurde sie 1764 von Graf Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau, einem Kartographen und preußischen Offizier. Dieser plante die Pyramide als Begräbnisstätte und ließ sie im Inneren mit Skulpturen und Wandmalereien ausschmücken. Leider verkaufte der Graf das Gut und die Pyramide zerfiel. Für uns ist es der ideale Ort für ein kleines Picknick. Im Ort selbst ist auch der "Landgasthof Garzau" mit seinen alten Hofgebäuden und dem großen Garten zu empfehlen.

Buckow - Mittelpunkt der Märkischen Schweiz

Kurz vor Buckow passieren wir noch einige romantisch, verträumte Dörfer mit wunderschönen alten renovierten Bauernhäusern, die sich perfekt in die malerische Landschaft mit ihren Feldern und weiten Streuobstwiesen einbetten. Kleine landwirtschaftliche Betriebe haben hier überlebt. Wir halten an einer Wiese, auf der hunderte von Schafen mit ihrem Nachwuchs weiden. Der kleinen tapsigen Wesen sind ein perfektes Motiv für ein Brandenburger Frühjahrsfoto und wir machen eine längere Pause. Hinter dem idyllischen kleinen Ort Waldsieversdorf liegt bereits Buckow. Zugegeben, mancher Anstieg in diesem anerkannten Kneipp-Kurort sind nicht ganz ohne. Leicht außer Puste, parken wir die Räder in der Altstadt am Markt und gönnen uns ein großes Stück Kuchen bevor wir zu Fuß den Schloßpark erkunden und unsere müden Füße an einer Wassertretstelle erfrischen. Nicht nur uns, Buckow scheint geradezu Herrscharren von Verehrern anzuziehen. Der Park und die Restaurants sind gut besucht. Wir folgen den Wegweisern zum Brecht-Weigel-Haus, der Sommerresidenz des Dichters Bertolt Brecht und der Schauspielerin Helene Weigel. Die beiden machten hier in diesem ehemaligen Galeristenhaus "Theaterferien". Sie schrieben, entspannten und luden Gäste ein. Ein perfekter Erholungsort mit zauberhaft angelegtem Garten und Zugang zum Schermützelsee. Heute ist das Haus eine Gedenkstätte und verführt mich dazu, mich nochmal eindringlicher mit dem Schaffen des großen Dichters zu befassen. Begeistert hat uns vorallem  die tolle Ausstellung zum Stück "Mutter Courage und ihre Kinder" in Brechts Arbeitshaus, einem kleinen Gartenhaus direkt am Wasser. Dort ist u.a. der Wagen aus der Spielzeit am Berliner Ensemble ausgestellt.

Der Rauch

Das kleine Haus unter Bäumen am See.

Vom Dach steigt Rauch.

Fehlte er

Wie trostlos dann wären

Haus, Bäume und See.

B.B.

Strandbad Buckow

Bevor wir uns auf den Rückweg nach Strausberg machen, sagen wir dem hübschen Buckower Strandbad Hallo. Dort treffen wir auf das Ausflugsschiff "Scherri",  benannt nach dem Spitznamen des Schermützelsees. Sherri ist das älteste noch in Betrieb befindlichen Fahrgastschiff der Republik. Es wurde 1879 unter dem Namen Reiher in Hamburg gebaut und schippert mehrmals täglich Gäste über den See. An dem Softeisstand, der heute Waldmeister im Programm hat, versuche ich Julia von der Qualität ostdeutscher Eiserzeugnisse zu überzeugen. Uns fällt der wahnsinnig tolle hölzerne Sprungturm des Strandbades ins Auge. Leider ist das Wetter zu schlecht für solch eine Mutprobe und wir machen uns am Nachmittag wieder auf den Heimweg.


Von Strausberg zurück nach Berlin

Der Rückweg ist extrem hügelig, vorallem die Straßen nach Ortsende beanspruchen unsere Gangschaltungen aufs Äußerste. Wir treten, schnaufen und müssen lachend einsehen, dass der Name "Schweiz" hier seine Berechtigung hat. Wieder in Strausberg angekommen, bestellen wir uns ein Bier und eine Weiße an einem kleinen Ruderbootverleih. Der sonst so klare See ist überwuchert mit Algen und Pollen, aber die Abendsonne hat sich endlich durch die dicke Wolkendecke gekämpft. In der S-Bahn zurück nach Berlin schallen die Beginner aus einer Box durch den ganzen Wagen und wir spüren einen kleinen Sonnenbrand auf der Nase kribbeln...

Schön bist Du, Märkische Schweiz.

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