Der Spreewald ist Gold
Wer denkt, dass der Spreewald sich nur mit dem Boot er"fahren" lässt, der irrt. Dank des beliebten Gurkenradwegs ist auch im "Venedig Brandenburgs", mit seinen 1575 Kilometer langen Wasserläufen, ein wunderschönes Radabenteuer nicht nur möglich sondern absolut empfehlenswert. Auf die flache Fahrradstrecke mit ihren malerischen Fließen, Teichen und dem nostalgischen Wasserwanderrastplatz Petkampsberg, gelangt man kinderleicht. Ein putziges Schild mit einer radelnden Gurke weist den Weg. Unsere geplante Strecke Lübben - Schlepzig ist vorallem für Natur-und Tierliebhaber ein Traum. Gleich hinter Lübben beginnt das dschungelähnliche Reich von Schwarzstorch, Seeadler, Otter und Libelle. Den Eisvogel aber werden wir mit unserem lauten Gestrampel vom Wegesrand aber vermutlich nicht zu Gesicht bekommen.
Lübben ist der Treffpunkt für die gesammte Spreewald-Mannschaft. Ich bin mit den Berlinern Christophe, Mariella, Anika und Maria in Berlin Lichtenberg gestartet und hier stoßen die zwei Potsdamer Steven und Niklas dazu, die mit dem Auto angereist sind. Schnell wuseln wir uns durch die Lübbener Innenstadt und begeben uns schnellstmöglich auf die Suche nach dem Gurkenschild. Wir wollen schnell rein ins grünblättrige, brandenburgische Amazonien. Wir finden den Weg schnell, begrüßen allerdings ebenso schnell das erste Moskito-Sturzkampfgeschwader, welches sich auf unsere nackten Hautflächen stürzt. Wir halten und nehmen ein Autanbad, bevor uns der eher schmalen Radweg weiter in die Wildnis führt. Wir radeln entspannt durch die 250 Hektar große Teichlandschaft die zwischen Lübben und Schlepzig liegt. Hier haben seltene Pflanzenarten einen idealen Lebensraum gefunden. Auf den vielen Fischteichen ziehen Schwäne und Enten Ihre Kreise. Einen Fischreiher scheuchen wir auf, welcher sich neben dem Radweg am Ufer ein Plätzchen gesucht hat. Ein paar blaue Brombeeren zwingen immer wieder zur Rast. Lustig machen sie allemal, so sauer sind sie.
Radlerpause Petkampsberg
Allen Freunden der Hausmannskost sei der auf dem Gurkenradweg gelegene Wasserwanderrastplatz Petkampsberg empfohlen. Ein mit Blumenkästen geschmücktes Fahhradgestell weist den Weg zur "Radlerpause. Wir freuen uns auf eine Rote Limonade und eine Kleinigkeit zu essen. Die Tour begann so früh, dass einigen von uns der Magen nahe der Fahrradkette hängt. Die Karte verspricht Spreewald Vesper vom Feinsten. Fast alle bestellen ein Paar Spreewälder Strippensalami mit Bauernbrot und Gurke. Die Vegetarier eben nur Bauernbrot und Gurke, was die Bedienung mit hochgezogenen Augenbrauen und mehrmaligen Nachfragen quittiert. Bei einem kleinen Spaziergang über den Platz zeigt sich der ganze Charme von Petkampsberg. Hier ist man unter sich, seit Jahrzehnten. Aussicht auf Zusiedlung? Mangelhaft. Man fühlt sich wie auf einem Filmset von Paul und Paula.
Schottland war gestern. Zu Gast bei den Spreewood Destillers
Das klare Highlight dieses Ausflugs nach Schlepzig lag plötzlich an der Hauptstraße direkt vor uns. Die alte Spreewaldbrennerei, die 2016 von den Spreewood Destillers übernommen wurde und in der schon seit vielen Jahren prämierte Whiskeys gebrannt wurden und Rum gereift ist. Das Manifesto der Spreewoods ist simpel wie genial: „In character, in manner, in style, in all the things, the surpreme excellence is simplicity.“ Was genau das im Detail heisst bekommen wir von Bastian Heuser näher erklärt. Er ist einer der drei Gründer der Spreewoods, ehemaliger Bartender und einer der Mitgründer des »Bar Convent Berlin«, der europäischen Leitmesse für die Bar- und Getränkeindustrie. Bastian erzählt uns rückblickend die spannende Geschichte des Hauses und verrät uns das Geheimnis des einzigartigen Spreewald Whiskeys: nämlich der Fokus auf ein ausgesuchtes Fass-Management sowie das außergewöhnliche Mikroklima des Spreewalds. Die jahrezeitlichen Temperaturschwankungen bewirken eine intensive Interaktion des Destillats mit den Fässern und es entsteht der einzigartige Charakter im Whiskey. Doch das ist nicht alles. Natürlich stammt das Getreide für das goldene Getränk aus den Kornkammern Brandenburgs. Nachhaltigkeit wie sie sein soll. Drei Jahre und einen Tag muss ein Whiskey in Eichenfässern reifen, bevor er als Whiskey verkauft werden darf. Das ehrgeizige Ziel der Jungs: Deutschlands erste Roggenwhiskey-Brennerei werden und deutschen Whiskey endlich salonfähig machen. Als wir die noch etwas sterile Brennhalle betreten, zieht direkt ein angenehmer Whiskeygeruch in die Nase. Bastian erläutert uns sehr anschaulich den Fermentationsprozess und die ersten Schritte in der Whiskeyproduktion. Die Brennkessel und ein Labor zeigen die handwerkliche Seite der Brennerei. Nach einem kurzen Treppenaufstieg unter das Dach, liegt dann plötzlich das Herz der Destille vor uns. Dutzende Fässer gefüllt mit köstlichsten, angesetzten Spirituosen. Ein kleiner Tisch mit glänzenden Gläsern verrät schnell den nächsten Programmpunkt: Verkostung! Wir schlürfen uns genüsslich durch die verschiedenen Sorten, u.a. dem Single Malt Whiskey mit 47 Prozent und können es kaum glauben welch positive Auswirkung ein paar Spritzer Wasser auf den Whiskey haben. Die Atmosphäre zwischen all den Fässern ist unglaublich. Bis zu 250 Jahre alt sind die Bäume, die zu Eichenfässern verarbeitet werden. Aus einem Baum entstehen geradeeinmal drei Fässer. Wir schnüffeln an Korken, streichen liebevoll übers alte Holz und bestaunen die Liebe und Geduld mit der hier etwas ganz Besonderes geschaffen wird. Es ist schnell klar, für die Jungs ist hier ein Traum in Erfüllung gegangen. In drei Jahren soll das Lager auf 1000 Fässer gewachsen sein.
Im Hofgarten der Spreewald Destillerie gibt es Kaffee, Kuchen, Wurst, Bier und Whiskey im Glas. Wir trinken unter den schattigen großen Sonnenschirmen noch einen Kaffee und zweiten Whisky (Na, Christophe?) und lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Unser bester Freund die Tiefenentspannung gesellt sich zu uns. Gemütlich schlendern wir noch durch den kleinen Hofladen und decken uns mit Likörchen und Destiller-Basecap ein. Mit der Dankbarkeit einer echten Brandenburger Perle begegnet zu sein, holen wir die Räder.
Wir radeln in den letzten Zipfel Schlepzigs und schauen noch kurz beim Großen Hafen vorbei. Hier kann man mehrmals täglich mit dem Kahn in den Unterspreewald aufbrechen. Auf Wunsch sogar mit einem Fährmann in sorbischer Tracht. Leider ist es für eine Kahn-Tour bereits zu spät, aber im Hafenstübchen decken wir uns noch mit Spreewaldgurken und Schmalzstullen ein. Für Knigge ist diese Pause garantiert nicht schön anzusehen. Es kleckert und schnurpst, wie der Spreewälder sagt. Sexy klingt das nicht, aber urig, nach Heimat und Tradition. Einigen von uns geht dabei die Szene aus "Good Bye Lenin" durch den Kopf, die der Spreewaldgurke vor vielen Jahren zu deutschlandweiter Bekanntheit verholfen hat.
Die Sonne scheint uns den Weg nach Lübben und lass den Appetit auf ein Abschlusseis größer werden. Wir lassen Niklas´ Drohne kreisen und sammeln ein letztes Mal Brombeeren. Süßer geworden sind sie leider nicht. Es wird langsam Zeit nach Berlin und Potsdam zurückzufahren. Wir nehmen den gleichen Weg, haben aber das Gefühl eine völlig andere Strecke zu fahren so verschieden erscheinen uns Fließe und Felder. In Lübben angekommen gehen wir auf ein großes Eis und eine Prise "Herzlichkeit" noch in den von Niklas empfohlenen Eissalon. :) Das Eis nach einer wunderschönen Radtour schmeckt immer noch am Allerbesten. Der Regionalzug nimmt uns problemlos mit, es gibt Sitzplätze für jeden und schönstes Spreewaldkino vor dem Bahnfenster.
Schön war´s bei Dir, Du wilder, grüner Dschungel mit dem Herz aus Gold!
Einen Riesendankeschön an Bastian von den Spreewood Destillern für Deine Zeit und den interessanten Einblick in Eure Produktion. Die Verkostung war klasse! https://spreewood-distillers.com/
Aufgepasst! In Berlin können die Produkte aus der Spreewood Distillery immer donnerstags in der Markthalle 9 beim Streetfood Thursday probiert werden.
Danke an die gesamte Gruppe! Es hat viel Spass gemacht mit Euch zu radeln. Ich hoffe, wir sehen uns bald auf einer anderen Tour wieder.
Ganz dicke, große Umarmung für Steven, der den Tag wieder perfekt festgehalten und mitunterstützt hat. Danke, danke, danke!